Anlässlich der Hochzeit von Magdalena und Wolfgang Denz in Polen war der Musikverein zur Feier eingeladen. Magdalena stammt aus dem Ort Nawiady in der Masurischen Seenplatte nahe Piecki im Kreis Wallenstein im ehemaligen Ostpreußen.
Insgesamt 35 Personen aus dem Musikverein, Akkordeongruppe Nellinghof und Verwandtschaft trafen sich Mittwochsabend beim Vereinshaus des Musikvereins, um in Begleitung des Brautpaares mit dem Bus die weite Reise anzutreten. Gepäck, Instrumente, Proviant und Getränke waren verstaut und um 18:30 Uhr waren wir „ auf Piste“. Zuerst gleich die erste Panne: Ein Ehepaar aus Quakenbrück fehlte . Ein Anruf in Quakenbrück klärte auf: Man dachte, es ginge erst am nächsten Morgen los… Ein kurzes Umdisponieren und ein kleiner Umweg über Quakenbrück, um die beiden abzuholen, so war die erste Stunde Umweg dahin. Die Fahrt führte uns über Diepholz, Nienburg, Hannover, nach Magdeburg, wo wir den ersten Busfahrer verabschiedeten. Der zweite Fahrer übernahm den Rest der Strecke. Mitten in der Nacht kamen wir am Grenz-übergang Frankfurt (Oder) an. Die nächste Panne: Bei der Passkontrolle fiel den Zollbeamten der russische Pass von Ewgeni Wolowik auf. Sie verweigerten ihm nach langem Hin und Her die Einreise nach Polen. Alle Überlegungen und Verhandlungen blieben vergeblich: Für Ewgeni war die Reise hier zu Ende. Er musste sein Gepäck nehmen und sich überlegen, wie er zurückkam. Es wurde uns sogar untersagt, ihn zur Gegenseite nach Deutschland zu begleiten. Die Stimmung sank dahin. Trotzdem, die Weiterreise nach 2 Stunden Aufenthalt über Poznan (Posen), Bydgoszcz (Bromberg), Torun (Thorn), Brodnica, Olsztyn (Wallenstein) nach Mragowo war gezeichnet von Schlafminuten, Geräkel, kurzen Pausen, Kaffeetrinken und kurzen Unterhaltungen. Ca. um l8:30 Uhr kamen wir donnerstags nach 24 Reisestunden am Zielort Z gor an. Die Zimmer in einem ehemaligen Soldatenheim waren schnell bezogen und nach einem Abendessen und kleinem Umtrunk waren alle „reif für die Liege“.
Freitag, 20. Juni: Nach dem Frühstück um 9:00 Uhr wurde sich die nähere Umgebung angesehen: Ein Gang durch das kleine Örtchen Z gor oder Faulenzen am unmittelbar angrenzenden See oder auch ein Bad im kühlen Wasser waren angesagt. Ein Stück pure Natur war hier zu genießen. Dieses Land mit seinen 3000 Seen, unermesslichen Wäldern, unzähligen Vogelarten ist noch nicht von Urlaubern überlaufen, fast alles naturbelassen und eine typische Geschiebelandschaft, wie uns Daniel Jans-Wenstrup berichten konnte. Während einer „Dampferfahrt“ am Nachmittag erlebten wir die Natur vom Wasser aus. Nach zwei Stunden legte unser Schiff in Nikolajki an. Ein Bummel über den Markt und kleine Einkäufe schlossen sich an. Per Bus besuchten wir nach einstündiger Fahrt durch die Seenlandschaft das ehe- malige Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ bei Rastenburg. Die Besichtigung der Bunkerruinen und die Berichte des örtlichen Fremdenführers stimmten uns nachdenklich. Die Gemäuer- und Deckenreste hatten eine Dicke von bis zu 9m. Am 20. Juli 1944 verübte hier Claus Graf Schenk von Stauffenberg sein Attentat auf Adolf Hitler.
Nach der Heimkehr gab es Abendessen auf typisch polnische Art. Nun galt es, den Gastgebern zu zeigen, wie es an einem deutschen Polterabend zugeht. Bei der Musik der Akkordeongruppe Nellinghof gab es diverse Getränke mit mehr oder weniger Alkohol: Wodka, Bier , Wasser und anderes mehr. Die Stimmung war beträchtlich, doch am Abend vor der Hochzeit wollte man es ja nicht übertreiben.
Samstag, 21. Juni: Um 11:00 Uhr war Brunch angesetzt. Die letzten Saalvorbereitungen wurden getroffen und um 16:30 Uhr startete der Bus nach Swieta Lipka Heiligenlinde zur kirchlichen Trauung von Magdalena und Wolfgang. Die imposante Basilika aus dem 17. Jahrhundert spiegelte im strahlenden Sonnenschein die entsprechende Festlichkeit dieses Tages wider. Unter dem gewaltigen Klang der riesigen Orgel zog das Brautpaar ein. Die Texte während der Trauung wurden sowohl in polnischer, als auch in deutscher Sprache gesprochen. Die Bläsergruppe des Musikvereins und die Akkordeongruppe trugen mit ihrer Musik zum Festgottesdienst bei. Nach einer beeindruckenden Stunde zog die Hochzeitsgesellschaft unter dem Orgelbraus des Hochzeitsmarsches aus und dann regnete es Glückwünsche auf das frisch getraute Paar.
Die Hochzeitsfeier gestaltete sich für uns etwas ungewohnt: Nach einem kurzen Begrüßungstrunk wurde das Essen aufgetragen. Nach einer halben Stunde wohlschmeckender und reichhaltiger Speisen waren wir mit dem Essen „durch“, so dachten wir zumindest. Alsdann wurden Getränke serviert: Wodka in der Hauptsache, aber auch Bier, Limonaden und Mineralwasser. Über die gesamte Dauer der Feier wurden immer wieder frische Speisen in vielfältiger Zubereitung gereicht, selbst am frühen Sonntagmorgen gab es zünftige Schweinshaxen. Eine zünftige Band förderte die Stimmung und die Tanzbeine wurden eifrig bewegt. Der Musikverein brachte das „übliche“ Hochzeitsständchen und das kam beim Publikum gut an. Die Feier verlief sehr harmonisch mit vielen Spieleinlagen und herzlichen Szenen. Am Ende waren mit ca. 110 Gäste neben diversen Getränken an die 70 Flaschen Wodka (á 40%) geleert, es war wieder hell und an die 7 Uhr.
Sonntag, 22. Juni: Gegen 12:00 Uhr taten sich die Saaltüren allmählich wieder auf, in der Küche bereitete man das Nachfolgemahl zu und so nach und nach erschienen viele Hochzeitsgäste zum Resteverzehren. Gegen 16:30 Uhr war der Bus bepackt und unsere Reisegesellschaft nahm Abschied. Die eine oder andere Träne wurde vergossen und ab ging’s auf die Heimreise. Die Route :
Wallenstein, Elblag (Elbing), Gdansk (Danzig), Koszalin (Köslin). Am Montagmorgen um 2:30 Uhr stoppte uns eine Polizeistreife und beschuldigte den Busfahrer, er wäre statt 60 km/h über 80 km/h gefahren. Es half keine Ausrede, 80 BM sollte er zahlen. Als Magdalena sich auf polnisch an die Beamten wandte, hatte das Spielchen mit Übergabe einer Flasche Wodka ein Ende, offensichtlich ein willkommenes Zahlungsmittel! Die spätere Betrachtung der Fahrtenscheibe ergab, dass der Fahrer nicht einmal die 70 km/h-Marke überschritten hatte. Bei Szczecin (Stettin) überquerten wir die
Grenze nach Deutschland, worauf ein kräftiges „Guten Morgen, Deutschland“ aus dem Bordlautsprecher schallte (Daniel Jans-Wenstrup). Kurz vor Berlin bekam der Busfahrer (der bis dahin gut 16 Stunden am Steuer gesessen hatte) Ablösung. Nach einer längeren Pause starteten wir wieder durch Richtung Hamburg, dann auf die Al Richtung Heimat. Was dann nicht fehlen durfte:
Stau, Stau Stau…, 2km, 16km, 5km usw. Nach 26 Reisestunden erreichten wir ermüdet am Montag um 18:30 Uhr Neuenkirchen.
Eine interessante Polen-Tour lag hinter uns, unvergesslich wird sie bleiben, viele Eindrücke haben wir gewonnen und viel Freude erlebt!