Heiko Maschmann kommt zum IMV und wird 1993 zum Dirigenten gewählt

Das Horn spielt nicht nur im Blasorchester eine große Rolle. Das war im IMV früher anders: Das Horn in seiner früheren Form war im IMV nicht das Waldhorn, sondern das Althorn in gerader Bauweise in Es-Stimmung. Etwas voluminöser als das Flügelhorn konnten es sogar Musiker spielen, die keine Notenkenntnisse hatten, jedenfalls meinte man das so. So gibt es eine überlieferte Pointe aus alter Zeit: „Kerl, wat bless du dann do? Du hüs ja de Noten uppen Koppe!“ (Das Notenblatt verkehrtherum) Antwort: „Jau, nu wo du es sächs, do seh ick dat auk!“

In der Hauptsache Marsch, Walzer oder Polka, bestand die Aufgabe hauptsächlich aus dem sog. Nachschlag. Dementsprechend war das Niveau recht „spärlich“. Bei Ouvertüren und sonstigen anspruchsvollen Werken waren die Nachschläger meisten hoffnungslos überfordert. Später, als auch Swing und Big Band-Literatur, wie Glenn Miller, gespielt wurde, gab es gar keine Noten für Horn. Sie waren schlichtweg überfordert, ja sogar überflüssig. Also verkümmerte das Hornregister vollends und wurde abgeschafft. So gab es jahrelang, nämlich bis 1992 kein Hornregister mehr im IMV.

Fortsetzung : Helmut Oevermann, Viehkaufmann in der Nachbarschaft, kam 1976 im Alter von 40 Jahren zu uns in den IMV und spielte nicht Horn, sondern Flügelhorn. 1978 folgte ihm sein Sohn Frank und bereicherte das Trompetenregister. In dieser „hornlosen“ Zeit gründete Helmut mit einigen IMV-Mitgliedern die Waldhornbläsergruppe des Musikvereins.

Mit steigendem Niveau der Gruppe gab Helmut die musikalische Leitung in professionelle Hände. 1. Leiter wurde der Musiklehrer Wilhelm Becker, der schon als Organist in der Apostelkirche tätig war. Helmut, ein Mann von Tat hatte schließlich die Idee, in Neuenkirchen-Vörden eine eigene Musikschule zu gründen. Er hatte schnell genaue Vorstellungen, wie die Form der Musikschule aussehen sollte. Am 8. Oktober fand das erste Gespräch des Förderkreises zur Gründung einer Musikschule im Sitzungssaal des Rathauses statt. Dort zog er schon ein „As“ aus seiner Tasche: Als Bewerber für das Amt des Leitungspostens schlug er Herrn Heiko Maschmann aus Osnabrück vor (ein Schüler seines Waldhornleiters Adolf Leppich).

Zeitgleich konnte er seinen IMV-Kollegen damit eine Vertretungsperson für den erkrankten Dirigenten Manfred Huesmann vorstellen. Das schlug ein wie der Blitz! Hocherfreut zeigte sich der IMV-Vorstand, als Heiko Maschmann sich bereiterklärte, die Vertretungsstelle zu besetzen, wenngleich zunächst befristet und zur Probe. lm November 1992 übernahm Heiko Maschmann die Vorbereitung für das Neujahrskonzert 1993. Am 17. Februar 1993 wurde Heiko Maschmann in einer außerordentlichen Generalversammlung einstimmig in den IMV aufgenommen und zum Dirigenten gewählt. Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte sollte damit seinen Anfang nehmen!

Heiko Maschmann nahm ebenfalls die Stelle der Musikschulleitung an. Da er Hornist erster Güte war, bestellte Helmut Oevermann ihn als musikalischen Leiter des Waldhornbläserkreises. Somit schien alles bestens geregelt für Musikschule, IMV und Waldhornbäserkreis, und das alles konnte sich Helmut Oevermann „auf die Fahne schreiben“.

Am 1. August 1993 nahm die neue Musikschule Neuenkirchen-Vörden e.V den Schuldienst auf. Heiko Maschmann hatte somit schon drei Wirkungsstätten in Neuenkirchen-Vörden. Seitens des IMV lief alles bestens. Ca. 25 Musikerinnen und Musiker hatte das IMV-Orchester zu dem Zeitpunkt. Der Waldhorn-bläserkreis wirkte bis weit über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus. Helmut Oevermann als organisierende Person knüpfte neue Beziehungen, u. a. auch wieder in Bayern und Österreich.

Wer nun meinte, das wäre das Happy-End für die musikalischen Belange unserer Heimat, der sollte sich irren: Erste Unstimmigkeiten zwischen dem Vorsitzenden Helmut Oevermann und der Musikschulleitung kündigten sich an. 1995 hatte Helmut wieder eine Konzertreise nach Bayern und Österreich geplant. Die Musiker und viele Verwandte, Bekannte und Freunde nahmen an dieser Busreise teil. Zu Beginn der Reise schien alles noch recht harmonisch.

lm Verlauf der Tage und Konzerte bemerkten die Teilnehmer, dass etwas „knisterte“ und „knackte“. Es wurde unter den Musikern unruhig diskutiert, es gab Meinungsunterschiede, und es bauten sich Fronten auf. Die Reise nahm kein harmonisches Ende. Die Differenzen zwischen Helmut Oevermann und Heiko Maschmann nahmen auch im Musikschulbetrieb ihren Lauf.  Helmut organisierte sich hart und versuchte auch den IMV auf seine Seite zu bekommen. Doch seitens des IMV gab es dazu keinen Grund. Auf der Mitgliederversammlung der Musikschule tauchten plötzlich haufenweise Vollmachten für die Pro-Oevermann-Seite auf. Sie sicherten wohl damit die Wiederwahl von Helmut Oevermann. Der Streit ging weiter, und so kam es, dass Heiko Maschmann im April 1996 im Gasthof Wellmann knallhart argumentierte und seine Kündigung zum 30.6. bekanntgab. Das veranlasste die Elternvertreterin Maria Biestmann, ihren Posten niederzulegen und den Saal zu verlassen.

Das schlug ein, wie eine Bombe. In zahlreichen Leserbriefen der Presse zeigten viele Schreiber ihre Solidarität mit Heiko Maschmann. Schon bald bildete sich eine Offensive gegen Helmut Oevermann. In einer Unterschriftenliste stellte man einen Misstrauensantrag gegen den Vorstand mit der Maßgabe zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Seitens Oevermann baute sich eine Gegenoffensive auf. Die Mitgliederzahl der Musikschule stieg kurzfristig auf über 200 Mitglieder an. Vor der Versammlung in der Gaststätte Borgerding am 22.5.1996 standen die Teilnehmer bis draußen Schlange, weil der Geschäftsführer Alfons Wieschmann eine genaue Kontrolle der Mitglieder und der mitgebrachten Vollmachten angeordnet hatte. Während der Versammlung wurde der Misstrauensantrag verlesen, worauf Helmut Oevermann den Rücktritt des gesamten Vorstandes bekanntgab. Die Versammlung wählte anschließend Gregor Escher zum Nachfolger von Helmut Oevermann. Der Restvorstand wurde wiedergewählt. Die Vollmachten konnten Helmut nicht mehr retten. Er verließ daraufhin den Saal.
Die Versammlung beschloss eine Satzungsänderung, die keine Vollmachten mehr zuließ. Im November 1996 übernahm Hilke Romann die Musikschulleitung.